20 Jahre Hospiz Louise de Marillac: Ein Ort des Lebens im Sterben

Hanau – Das Hospiz Louise de Marillac wurde vor 20 Jahren eröffnet – ein Anlass, das Jubiläum in Kirche und Gemeindehaus Marie Namen zu feiern, sich auszutauschen und nach vorne zu schauen.

Die liturgische Gestaltung übernahmen Pfarrerin Beatrice Weimann-Schmeller und Klinikseelsorger Dr. Peter Henneveld, die musikalische Gestaltung Ralf Hofmann an der Orgel und Marianna Wycisk (Gesang). Begrüßt wurden die Gäste von Jeannette Marquardt, Leiterin des Hanauer Hospizes, und Pflegedienstleiterin Silvia Offermann-Metz. Grußworte sprachen Sr. Birgit Bohn, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Fulda, der Geschäftsführer der St. Vinzenz Soziale Werke gGmbH, Sven Haustein, Claus Kaminsky, Oberbürgermeister der Stadt Hanau, und Dr. Maria Haas-Weber, Ärztin und Palliativmedizinerin. Grußworte, das Vorlesen aus Briefen der Angehörigen und der Predigt-Impuls mit vier Gedanken zur Hospizarbeit beleuchteten die Bedeutung des Hospizes aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

Leiterin Jeannette Marquardt fasste es so zusammen: Das Hospiz ist ein Raum für Begegnung, für seelische Unterstützung. Ein Team von Haupt- und Ehrenamtlichen hilft, die Angst vor dem Sterben zu mildern und das Loslassen zu erleichtern, bei Gästen und ihren Angehörigen. Es ist ein besonderer Ort im Sinne des christlichen Menschenbildes, ein Ort des Lebens im Sterben.


Das Hospiz sei kein Ort, an dem man sich einrichte, sondern eine Haltung, in der man einander begegne, sagte Pfarrerin Weimann-Schmeller im Gottesdienst. Es gehe um eine Lebenshaltung, um tiefes Empfinden und empathisches Handeln.


Die moderne Hospizbewegung entstand in England in den 1960er-Jahren. In Deutschland wurde das erste stationäre Hospiz 1986 in Recklinghausen eröffnet. Die Einrichtung unter Leitung eines Geistlichen hatte Vorbildcharakter für die Hospizbewegung hierzulande.


In Hanau sahen die Vinzentinerinnen in der Gründung eines Hospizes eine „originär vinzentische Aufgabe“. Nach dem Beschluss im September 2001 konnte die Einrichtung zwei Jahre später am 5. Mai 2003 die ersten Gäste empfangen. Namensgeberin ist die Gründerin der Gemeinschaft der Vinzentinerinnen in Paris, Louise de Marillac, die 1591 in Frankreich geboren wurde.


Genau 1670 Menschen wurden seither im Hanauer Hospiz ganz individuell und umfassend medizinisch und seelsorgerisch betreut. Und nicht nur die Gäste, sondern auch die Angehörigen werden im Hospiz „aufgefangen“.


In der noch jungen Hospizarbeit hat sich die Perspektive auf einen sterbenden Menschen verändert zu einem Blick auf das Leben. „Was wünscht sich ein Mensch am Ende seines Lebens?“, fragte Maria Haas-Weber. „Empathie“ war ihre Antwort – und eine menschliche Lebensqualität. „Menschen wollen zu Hause sterben, gut umsorgt.“ Mit der „Deklaration der Rechte Sterbender“ forderte sie eine Sorgekultur ein. „Was dem Leben Sinn gibt, ist auch, wie es zu Ende geht. In diesem Moment der Wichtigste zu sein.“


Oberbürgermeister Kaminsky dankte allen, die sich vor 20 Jahren auf den Weg gemacht hätten, in Hanau für sozialen Fortschritt zu sorgen. Er habe die Hospizarbeit von Anfang an begleiten dürfen und habe großen Respekt und Bewunderung für das, was hier geleistet werde. Viel zu tun gebe es in der Hospiz- und Palliativarbeit noch in den Bereichen Forschung, Fortbildung und bei der Enttabuisierung des Themas. „Es ginge leichter, wenn Menschen verstünden, dass alle gefordert sind.“ In Würde sterben zu können bedürfe einer gesellschaftlichen Verantwortung, so Kaminsky.


Sven Haustein ging auf die die hohe Personalausstattung ein, um die Gäste entsprechend begleiten zu können. Die Tagessätze werden von den Kranken- und Pflegekassen nicht in vollem Umfang übernommen. Die Hospizstiftung Louise de Marillac wurde bereits 2004 gegründet mit dem Stiftungszweck, das Hospiz in Hanau zu unterstützen und die Finanzierungslücke zum Teil auszugleichen. Dennoch ist die Hospizarbeit auf Spenden angewiesen.


In Zeiten von Wirtschaftskrisen, Fachkräftemangel und demografischen Veränderungen müssten stationäre Hospize auch künftig zuverlässig und gesichert ambulante Angebote unterstützen, sagte Haustein und appellierte an die Politik in Berlin, zu handeln und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Denn dass die Hospizbewegung eine gute Entwicklung, ein wichtiger Baustein für die umfassende Begleitung und Unterstützung von Menschen am Ende ihres Lebens sei, daran bestehe keinerlei Zweifel.


Spendenkonto:
Hospiz Louise de Marillac
IBAN: DE42 5305 0180 0000 0769 55
BIC: HELADEF1FDS


Quelle: Hanauer Anzeiger vom 08.05.2023, Seite 9

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